Mein Weg des (körperlichen) Yoga begann mit einer der klassischen Yogarichtungen. Der des Sivananda Yoga. Sivananda war Arzt und entwickelte eine bestimmte Reihenfolge von Yoga Asanas (Übungen), die als die sogenannte „Rishikesh-Reihe“, benannt nach gleichnamigem Ort im Norden Indiens, in die Geschichte des Yoga einging.
Ashtanga Yoga gehört ebenfalls zu den Klassikern im Yoga, wird aber wesentlich kraftvoller und dynamischer geübt. Lange habe ich Ashtanga Yoga kritisch beäugt. Warum? Ashtanga war vornehmlich über die USA bekannt geworden. Wenn man sich durch entsprechende Youtube Videos im Internet durchscrollt, fragt man sich: Und das soll Yoga sein? Zuviel Ego. Zuviel Glitzer. Zuviel „bist Du schon in der 2. Serie?“ Zuviel.
Irgendwann habe ich mich näher mit der Systematik beschäftigt. Ja, es ist sehr kraftvoll. Ja, es ist sehr strikt.
Hat diese Striktheit auch viele Ashtanga Yogaschüler bewegt, eine „eigene Richtung“ zu entwickeln. Mit Musik. Mit whatever. Namentlich bekannt als Jivamukti Yoga, Power Yoga etc. Die jungen Yogarichtungen sozusagen. Ashtanga hat etwas Pures. Klares. Die Konzentration auf eine bestimmte Serie (erstmal die Erste, irgendwann -vielleicht- die Zweite) gibt, nach einiger Zeit des wiederholten Übens, Ruhe. Dein Atem fließt in individuellem Rhythmus. Ohne zu Denken folgst Du der Serie. Konzentration. Auf Atem. Fokus (Drishti). Spannung. Bandha (Bindung/Verschluß). Zügig fließt Du durch die einzelnen Asanas. (Ashtanga) Yoga wird so zu purer Meditation. And that´s it! Das ist das, was Yoga gibt: Die Beruhigung des Geistes. Stärkung des Körpers. „Everything else is just a circus.“ (Patthabi Jois)
Und so sollte Yoga generell auch praktiziert werden: Mit einer ganz klaren Intention. Voller Achtsamkeit. So wie im „wahren Leben“ 😉 Wo sind meine Grenzen? Wie weit kann ich gehen? Gerade im Ashtanga Yoga sind dies wichtige Wahrnehmungen. Eine unachtsame Bewegung oder ein „Zu-weit-gehen“ kann Verletzungen nach sich ziehen. Mir als Yogaschülerin und -lehrerin ist dies enorm wichtig. Es ist wichtig, wie ich in eine Übung hineingehe, mit welcher Ausrichtung ich sie halte und wie ich wieder aus ihr herauskomme. Diejenigen die bei mir üben, wissen: es wird „medizinisch korrekt“ geübt. Jeder Atemzug begleitet eine Bewegung. Das ist das System des „Vinyasa“. Verbinde den Atem mit der Bewegung.
Aus diesem Grund ist Ashtanga vom Mindset auch kein „Power Work-out“, sondern eine Achtsamkeitspraxis. Das ist die Intention. Aus meiner Sicht ist genau das der Punkt, der von jedem Yogaschüler vor einer intensiven Praxis verstanden werden muß. Nicht umsonst war mein Kommentar immer „Ashtanga ist etwas für Fortgeschrittene“. Und das ist es.