by Yvette Beheng, 03.2017
Er begleitet uns auf Schritt und Tritt, ist immer an unserer Seite, immer präsent. Manchmal spüren wir ihn ganz deutlich, ein anderes Mal nehmen wir ihn kaum wahr, schon so, dass wir meinen könnten er wäre gegangen. Von Zeit zu Zeit ist er unser bester Freund und dann wieder unser größter Feind. Der Gefährte, von dem die Rede ist, ist unser innerer Schweinehund.

Innerer Schweinehund by www.perlsacktiere.de
Er ist tief in unserem Geist verwurzelt und benötigt unsere ständige Aufmerksamkeit. Er möchte gefüttert und gestreichelt werden. Und dies tun wir meistens sehr fleißig und fallen täglich auf seine zahlreichen Tricks, Aufmerksamkeit zu bekommen, herein. Wir lassen ihn wachsen, in dem wir uns von ihm beeinflussen lassen, ihm zuhören und uns ihm beugen.
„Das schöne Kleid im Schaufenster würde mir sehr gut stehen, es würde sehr gut zu meinen zahlreichen Kleidern in den Schrank passen, es wird bald Sommer, da benötige ich doch etwas Frisches, die Farben und Muster meiner alten Kleider sind auch gar nicht mehr so schön und passen gar nicht zu der aktuellen Kollektion, ich gönne mir eh viel zu wenig und stecke meistens zurück, ich arbeite immer soviel und kann mir beruhigt etwas neues zubilligen, die Nachbarin hatte letztens so ein schönes Kleid getragen und sah umwerfend aus, mein Mann würde mich viel mehr lieben, wenn ich solch ein schönes Kleid trage…“. Wer kennt ihn nicht, diesen inneren Dialog mit unserem Schweinehund, alias unserem Ego? Schon hat er uns in seinen Klauen und beeinflusst uns sehr stark. Eigentlich wollten wir nur auf den Wochenmarkt etwas einkaufen und schlussendlich landen wir zusätzlich in einer Boutique und kaufen ein Kleid. Wir sind Opfer unseres Selbst geworden.
Pantanjali beschreibt in den Yoga Sutren 2.3 die störende Kräfte, die Klesas, in denen sich auch unser Ego zeigt, wie folgt:
Avidya – Irrung / Verwechslung
Asmita – Egoismus / Selbstbezogenheit
Raga – blinde Zuneigung / Gier
Devesa – blinde Abneigung / Vorurteil
Abhinivesa – das Festhalten an etwas (am Leben) / Angst / Todesangst
Solange wir unser Denken und Tun von diesen tief sitzenden Kräften beeinflussen lassen, sind wir nicht frei von Leid. In einem stabilen Zustand nehmen wir die Klesas kaum wahr. Wir sollten aber trotzdem wachsam bleiben. Denn nur, wenn die Klesas für einen Moment nicht sichtbar sind, bedeutet das nicht, dass sie nicht da sind. Denn die Klesas wirken nicht immer offensichtlich und gleich stark.
Um uns nicht von den Klesas beeinflussen zu lassen braucht es absolute Achtsamkeit. Das ständige Reflektieren seines eigenen Denken und Handeln bringt Selbsterkenntnis und deckt die Wurzeln der störenden Kräfte auf.
Der Yoga-Weg hilft uns achtsam zu sein und unsere Gedanken und Gefühle zueinander zu bringen. Durch Meditation bringen wir unseren Geist zurück zum Ursprung. Es ist die Achtsamkeit und das „Zur-Ruhe-Kommen“, dass uns den Weg nach Innen zeigt und macht uns unsere Muster bewusst und ermöglicht uns sie aufzulösen.