Contents
- Das Leben selbst ist Wandel und stetige Veränderung.
- Zimmer 1: Nicht-wahrhaben wollen oder: Versuch des Ignorierens der Realität
- Zimmer 2: Festhalten an der Vergangenheit
- Der Windfang: Nicht mehr Alt – und noch nicht Neu
- Zimmer 3: Alice im Wunderland: Das Neue ist spannend!
- Zimmer 4: Im Neuen vollkommen angekommen und verankert
Die Zeit verwandelt uns nicht, sie entfaltet uns nur.
Max Frisch
Kaum ein Wort wurde in den vergangen Jahren öfter kommuniziert – schriftlich in Social Media oder in Magazinen – mündlich in Podcasts oder Talkrunden – visuell auf Moodboards oder Blogbeiträgen – wie das Wort WANDEL.
Wandel : Transformation, Umbruch, Veränderung, Change. Etwas (eine Situation, Beziehungen oder wir selbst…) bleibt nicht mehr so, wie es war. Es ver-wandelt sich. Der Schmetterling, der aus seinem Raupenkostüm entfliegt, ist ein wunderbares Bild für den Wandel.
Wandel – Leben ist lebendig durch den Wandel.
Das Leben selbst ist Wandel und stetige Veränderung.
Aber das wollen wir ganz oft nicht wahrhaben und sehen. Schliesslich soll alles so bleiben, wie es ist – zumindest wenn es gerade so richtig schön ist. Veränderung an sich – macht uns eher Angst. Schritte in´s Ungewisse, welches wir uns nicht vorstellen können – oder nur den Worst Case – für die meisten Menschen undenkbar. Für das, was da in uns meist passiert, gibt es ein wunderbares Bild, welches ich in meiner Arbeit auch sehr oft nutze: Die 4 Zimmer des Wandels (Stefan Marti: Toolbox Führung, 2015).
Die 4 Zimmer des Wandels beschreiben bildlich die Phasen, durch die jeder von uns geht, wenn eine Veränderung winkt. Spannend ist, in welchem Zimmer wir meist steckenbleiben. Die anderen drei Zimmer aber sind fast leer – und nur die „Mutigsten“ finden sich dort wieder. Oder? Genau deshalb schauen wir uns diese Zimmer mal an:
Zimmer 1: Nicht-wahrhaben wollen oder: Versuch des Ignorierens der Realität
Stell Dir vor, Du willst Dich von Deinem Partner trennen. Du sagst es ihm und er (oder sie) – lässt sich in den kommenden Tagen überhaupt nichts anmerken. Im Gegenteil: Er lädt Dich an Eurem Kennenlerntag zum Abendessen ein, so wie die letzten Jahre auch und macht auch sonst alles so – wie immer. Du denkst Dir: Häh??
Er befindet sich in Zimmer 1. Er hat natürlich Euer Gespräch und Deinen Wunsch wahrgenommen, verleugnet dies aber vor sich selbst, so nach dem Motto: „Das kann doch nicht sein. Nein, das ist auch nicht so. Ich habe nur schlecht geträumt.“
Zimmer 1 hat sich wahrscheinlich aber nicht erst mit Aussprache der Trennung gezeigt, sondern schon viel früher: Nämlich in wahrscheinlich mehreren Gesprächen miteinander, in „es nochmal miteinander versuchen“, in Aussagen wie „So will ich das nicht mehr“ oder vielleicht sogar schon in körperlichen Symptomen aufgrund der immer schlechter werdenden Beziehung etc. Die ausgesprochene Trennung (gefühlt oft wie „Knall auf Fall“) ist letzlich das endgültige Resultat aus all dem – und er oder sie will dies – so wie die Warnsignale vorher schon – einfach nicht wahrhaben.
Zimmer 2: Festhalten an der Vergangenheit
Wandel tut weh. Es rüttelt und schüttelt an einem – und die meisten Menscheen versuchen, „alles wieder beim Alten zu belassen“ – also „es nochmal versuchen wollen“. Es wird alles initiiert, um dem gefürchteten bevorstehenden Prozess des Umbruchs durch die ausgesprochene Trennung zu entkommen.
In Zimmer 2 ist besonders eines präsent: Wut. Widerstand. Ärger. Sich als Opfer der Umstände sehen.
Hier, in Zimmer 2, hängen viele Menschen fest. Manche über Jahre, ihr Leben lang oder aber immer wieder im Wechsel mit dem Zimmer 1 – mit dem Notausgang aus Zimmer 2. Veränderung und Wandel ist eben nicht so einfach – das Gewohnte ist sehr sehr stark – auch wenn es einem nicht immer gut tut.
Oftmals arbeite ich mit Menschen, die entweder hier festhängen und noch einen „Schuldigen“ suchen (und es ist die Aufgabe, herauszuarbeiten, daß es keinen „Schuldigen“ gibt) oder Klienten wollten selbst ihre Veränderung und bleiben dann in ihrem eigenen Prozess während der Coaching- oder therapeutischen Begleitung hier stecken. Dies ist ganz besonders diffizil, hierbei nun den „Weg heraus“ zu begleiten, gerade, wenn ein Klient schon weiter gegangen war (siehe: „Windfang“) – und nun aus lauter alter Gewohnheit und zurückkehrender Ängste nun wieder hier landet. Ja, das kann sehr gut passieren, insbesondere wenn die Veränderungen sehr massiv waren/sind.
Der Windfang: Nicht mehr Alt – und noch nicht Neu
Zimmer zwei ist durch. Die Wut verraucht, der Ärger verarbeitet. Neugierig lugt man in das nächste Zimmer. Was es da wohl gibt? Ist ja schon noch ein wenig gruselig – alles ganz neu. In das nächste Zimmer muss man ja noch nicht. Denn vor Zimmer drei ist ja Gottseidank ein Windfang! Das heisst, man könnte ja ein wenig gucken – und dann schnell wieder wegrennen…
Das sind meist die Gedanken und Gefühle, wenn es Richtung „Neu“ geht. Nicht Fisch, nicht Fleisch. Nicht mehr alt – noch nicht neu. So irgendwas zwischendrin. Und zur Not kann man ja noch zurück. Zumindest denkt man das. Aber: es gibt kein Zurück mehr. Das Neue wartet schon.
Zimmer 3: Alice im Wunderland: Das Neue ist spannend!
Kennst Du das, wenn Du so als „Sneak Peek“ durch den Zaun oder durch ein Loch in einem zugeklebten Schaufenster gucken kannst, wo sich ein „Wunderland“ auftut? Hier bei mir ist das oft so, wenn alte Stadtpaläste in Palma mit überdimensionierten alten Holztoren, wo kein Geheimnis durchzudringen scheint, gerade für einen Moment etwas geöffnet sind und eine komplett andere Welt sich auftut.
Man schreitet durch diese Tür und alles ist ganz neu – und spannend. Man liest vielleicht über den neuen Schritt, informiert sich, taucht in diese noch fremde Welt ein. Neue Fragen, neue Wegbegleiter tauchen auf. Neue Aha-Momente.
In Zimmer 3 akzeptiert man seine neue Realität und das Alte wird Schritt für Schritt abgeschlossen. Das Tal der Tränen liegt fast hinter einem. Der Sog zurück in Richtung Zimmer 2 ist immer noch da. Wichtig ist nun, vorwärts zu gehen: am wirkungsvollsten (auch gegen die Sogwirkung des Alten) zum Beispiel mit persönlichem Coaching und Begleitung bei einer neuen Visionsfindung für sein Leben. Zimmer 3 ist hoch-kreativ und hat so etwas wie den Unternehmergeist des Neuanfangs in sich. Langsam wächst man in sein persönliches „neues Normal“ hinein – vielleicht in neuer Umgebung, mit neuen Menschen, neuen persönlichen Routinen.
Aus meiner eigenen Wahrnehmung ist genau das oftmals der Schlüssel, um neu anfangen zu können: die alte Umgebung hinter sich zu lassen. Das hilft ungemein im Prozess des Loslassens.
Zimmer 4: Im Neuen vollkommen angekommen und verankert
Zimmer 4 ist erreicht – aber braucht Zeit. Der Prozess des völligen Verarbeitens, des Loslassens und des Neuankommens ist kein Sprint. Das Neue zu integrieren – mit Herz und Seele – gerade auch nach sehr großen Brüchen im Leben, ist manchmal ein Prozess, der über Jahre gehen kann.
Ich kenne diesen Weg selbst. Ein Weggehen aus einer Stadt nach 18 Jahren oder ein Wegzug und Auswandern in ein anderes Land nach heftigen Umbrüchen ist zwar in vier Wochen logistisch „gemacht“. Aber was das heißt, wirklich anzukommen, ist etwas völlig anderes. Das kostet Kraft. Bis es einem irgendwann wieder Kraft gibt.
Natürlich weiß ich, daß viele Klienten deshalb auch diesen Schritt oder Schritte vermeiden wollen oder gar nicht erst gehen. Das verstehe ich einerseits völlig. Andererseits vergibt man sich damit auch den eigenen Neuanfang. Das Stolzsein auf sich selbst.
Genau deshalb begleite ich Menschen in Umbrüchen: weil ich weiß, wie anstrengend es ist. Wieviele Zweifel man in sich trägt. Wieviele Fragen. Angst taucht auf. Genau deshalb bin ich gerne an der Seite derer, die diesen Schritt gerne gehen wollen. Nicht allein sein wollen, wenn der Zweifel nagt. Oder wenn einfach ein paar Fragen offen sind.
Lass uns sehr gerne sprechen – egal, in welchem Um-Bruch Du gerade steckst: Ich freue mich auf Dich.
Deine Christine