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Wut. Die Wut die bleibt.
Hannah ist Mitte Dreissig, lebenslustig und immer schon sehr geradlinig gewesen. Seit fünf Jahren sind sie und Mirko ein Paar. Es läuft wirklich gut, eigentlich. Aber im letzten halben Jahr ist ihr so komisch – irgendwas stimmt nicht, das spürt sie. Aber was? Wenn sie Mirko fragt, kommt nichts. Für ihn – sagt er – ist alles in Ordnung. Er äußert keinerlei Unzufriedenheit, nichts. Vielleicht liegt es an dem neuen Job: viele Dienstreisen und einfach sehr viel Arbeit.
Durch einen Zufall erhält Hannah eine Nachricht. Sie kann damit nichts anfangen. Sie ist von einer Frau. Einer ANDEREN Frau. Hannah ist völlig im Schock: Was ist hier los? Wieso schreibt ihr eine andere Frau? Und wieso ist sie schwanger, von ihrem Mirko?!
Als Hannah Mirko zur Rede stellt, lacht er nur. Was sie für Gespenster sieht! Das kann nicht sein, er kennt diese Frau überhaupt nicht. Sie soll sich beruhigen. Es handele sich sicher um ein Missverständnis. Mirkos gibt´s Viele…
Hannah ist unruhig. Sie traut dem Ganzen nicht mehr. Nachts, als sie nicht schlafen kann, sitzt sie nachdenklich im Wohnzimmer. Auf dem Schreibtisch liegt ein riesiger Haufen von Mirkos Unterlagen der letzten Dienstreise. Ein Dokument blitzt aus dem Haufen raus: eine Geburtsurkunde! Mit den Eltern Mirko und… dieser anderen Frau, Andrea! Geboren vor fünf Monaten…
Die Wut, die Hannah verspürt, ist mörderisch. Sie wurde betrogen! Und zwar schon sehr lange. Vor ihren Augen. Lug und Trug.
Das war vor drei Jahren. Die Wut – ist immer noch da…
Solche Geschichten passieren im echten Leben. Was auch immer der Auslöser für solche Verhaltensweisen war oder ist (meist eigene Traumata), geht es hier um das Gefühl der Wut.
- „Wut ist schlecht.“
- „Wut ist ein negatives Gefühl.“
- „Zeig auf gar keinen Fall, daß Du wütend bist!“
Das sind Aussagen von Menschen, mit denen ich arbeiten darf. Wut ist nicht gut. Sie ist auf jeden Fall negativ – und muß „weggemacht“ und bekämpft werden. Die Gesellschaft belegt sie mit diesen Attributen. Sie ist „unakzeptabel“.
Aber was ist sie wirklich, die Wut?
Der Psychologe Paul Ekman hat ursprünglich sechs Basisemotionen identifiziert, die kulturübergreifend bei Menschen zu beobachten sind. Später wurde von ihm noch Verachtung hinzugefügt. Diese Basisemotionen kennt sicherlich jeder:
- Freude: Wird als positiv wahrgenommen
- Traurigkeit: Signalisiert Verlust oder Enttäuschung
- Angst: Schützende Emotion, die auf Gefahren aufmerksam macht
- Ekel: Schutz vor Nahrung oder Situationen, die potentiell schädlich sein könnten
- Überraschung: Emotion auf etwas Unerwartetes
- Wut: Reaktion auf bedrohliche und wahrgenommene Ungerechtigkeiten
Wut gehört also – völlig normal – zu den Grundemotionen von Menschen. Es ist ausschliesslich unsere Konditionierung auf „negativ“, daß wir Wut als „schlecht“ wahrnehmen. In Wahrheit aber ist sie eine normale Reaktion unseres Nervensystems auf „Bedrohung“, also zum Beispiel auch auf Ungerechtigkeit oder wahrgenommene Ungerechtigkeit. Dies wiederum hängt vom individuellen Bewerten einer Situation ab.
Ein Beispiel-Szenario aus der Arbeitswelt
Anna arbeitet in einem Team, das an einem wichtigen Projekt beteiligt ist. Seit Wochen steckt sie viele Überstunden und Engagement in die Arbeit, um Deadlines einzuhalten und das Projekt erfolgreich abzuschließen. Ihr Kollege Tom, der ebenso zum Team gehört, macht nur das Allernötigste und hält sich völlig zurück, weil ihn das Projekt nicht interessiert. Am Ende des Quartals wird nun Tom, der wenigstens die Präsentation gehalten hat, für seine Leistungen ausgezeichnet und erhält eine Beförderung, während Anna völlig unerkannt bleibt.
Annas emotionale Reaktion
- Wahrnehmung: Ungerechtigkeit: Anna fühlt sich völlig zurückgesetzt und empfindet die gesamte Situation als ungerecht. Sie hat das Gefühl, ihre Arbeit wird nicht gesehen und/oder nicht wertgeschätzt. Ihr Ärger und später ihre Wut entsteht aus dem Empfinden, dass sie ungerecht behandelt wird.
- Konditionierte Bewertung: Obwohl Wut eine natürliche Reaktion auf diese empfundene Ungerechtigkeit ist, hat Anna gelernt, dass Wut schlecht ist und dass sie möglicherweise als unprofessionell angesehen wird, wenn sie ihrer Emotion Ausdruck verleiht. Diese Konditionierung führt dazu, dass sie ihre Wut unterdrückt.
- Funktion der Wut: Die Wut signalisiert Anna, dass ihre Bedürfnisse nach Anerkennung und Fairness nicht erfüllt werden. Wut mobilisiert Energie, um Bedürfnissen, die vorher nicht klar gezeigt oder geäußert wurden, nun Ausdruck zu verleihen. Wut zeigt aber auch, wo Grenzen überschritten wurden, die man nun verteidigt.
- Individuelle Bewertung: Annas Reaktion hängt stark von ihrer individuellen Bewertung der Situation ab: Hat sie vielleicht ihre Kompetenzen nicht klargestellt? Hat sie anderen den Vortritt gelassen? Möchte sie „entdeckt werden“ und spielt damit unbewusst ein altes Trauma aus ihrer Kindheit nach?
Unter der Wut liegt die Traurigkeit.
Christine Rudolph, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Polyvagale Trauma- und Systemische Therapeutin
Was richtet unterdrückte Wut an?
Wenn Wut unterdrückt wird, dann ist dieses Verhalten meist erlernt. Erlernt meint, daß bereits Kindern gesagt wird, daß sie sich zurückhalten müssen, ihre Bedürfnisse nicht zeigen dürfen („Bescheidenheit ist eine Tugend.“) oder daß es „ganz schlecht“ ist, wenn sie wütend werden, weil dann die Oma ganz traurig wird (als Beispiel). So wird auch noch zusätzlich zur Unterdrückung einer ganz normalen Emotion auch noch Schuld und Scham erzeugt. Ein Kind will natürlich niemanden traurig machen – also wird es irgendwann selbst traurig…
All diese Verhaltensweisen wurden meist immer weitergegeben. Sie werden irgendwann so internalisiert, daß sie ein Teil der Persönlichkeit werden. Wut wird unterdrückt, denn sie ist ja „schlecht“ und ich verliere die Gemeinschaft, wenn ich so wütend werde (Evolutionsbiologisch bedeutete die Gruppe Sicherheit – und die will niemand verlieren). Außerdem darf ich meine Bedürfnisse nicht klar äußern, denn wer weiß, ob sich dann nicht die anderen von mir distanzieren…? (Dito die Gruppe).
Das führt – ganz unbewusst – zu Verhaltensweisen, die Menschen sich „antrainieren“, um in der Gruppe (Partner/Arbeit etc.) gut anzukommen und ja nicht deren Sicherheit zu verlieren. Sie verbiegen sich immer mehr, und wundern sich, daß sie irgendwann ausbrennen oder zusammenbrechen.
Was passiert also bei unterdrückter Wut?
Auswirkungen unterdrückter Wut
Wenn Anna ihre Wut unterdrückt, kann dies auf verschiedene Weise negative Folgen haben:
- Emotionaler Stress: Unterdrückte Wut sammelt sich im Laufe der Zeit an und führt zu emotionalem Stress, Frustration, Hilflosigkeit oder Resignation.
- Körperliche Gesundheit: Anhaltender emotionaler Stress manifestiert sich körperlich in Stillen Entzündungen und der Körper wird regelrecht „sauer“, zum Beispiel als erhöhter Blutdruck, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen und Verdauungsprobleme (und kann unaufgelöst mit den Jahren zu tiefgreifenden Problemen führen)
- Psychisches Wohlbefinden: Die ständige Unterdrückung von Emotionen beeinträchtigt das allgemeine psychische Wohlbefinden. Die Anfälligkeit für Depressionen oder Angstzustände wird gefördert
- Beziehung zu anderen Menschen: Die unausgesprochene Wut zeigt sich oft in passiv-aggressivem Verhalten
- Motivation und Leistung: Die innere Motivation und auch die Leistungsfähigkeit nimmt ab
Auswirkungen von offener Kommunikation (= nicht unterdrückte Wut)
Ärger oder sogar Wut offen zu äußern kann eine Herausforderung darstellen, vor allem, wenn man selbst es anders gelernt hat. Außerdem sind die meisten Unternehmen und auch Individuen auf Klarheit und offene Kommunikation nicht eingestellt (da sie es selbst so „gelernt“ haben, daß man am besten nichts sagt).
Äußert Anna ihre Wut auf konstruktive Weise, kann das so aussehen:
- Klarheit und Kommunikation: Durch klare und respektvolle Kommunikation ihrer Gefühle und Bedürfnisse kann Anna Missverständnisse ausräumen und eine offenere, ehrliche Beziehung zu ihrem Vorgesetzten und den Kollegen fördern.
- Emotionale Entlastung: Die Äußerung ihrer Wut hilft Anna, emotionalen Druck abzubauen
- Verbesserung der Arbeitsbedingungen: Wenn Anna das Problem offen anspricht, könnte sie theoretisch Veränderungen herbeiführen, möglicherweise auch für andere Teammitglieder
- Persönliches Wachstum: Der Umgang mit ihrer Wut und der Mut, sie zu äußern, stärkt Annas Selbstbewusstsein und ihre Fähigkeiten zur Konfliktlösung
- Förderung von Respekt: Emotionen klar und konstruktiv auszusprechen, führt im Idealfall und bei einem gesunden Unternehmenssystem zu Respekt, da professionelle Herausforderungen reif und lösungsorientiert thematisiert werden
Wut ist sinnvoll
Wut hat in unserem Leben einen gleichberechtigten Platz neben den Emotionen wie Freude oder Angst. Wut hat evolutionär auch einen ganz klaren Auftrag.
Schutzmechanismus
- Funktion der Selbstverteidigung: Evolutionär betrachtet, ist Wut eng mit der „Kampf-oder-Flucht„-Reaktion unseres Nervensystems verbunden. Sie mobilisiert Energie und Ressourcen, um auf eine potenzielle Bedrohung oder Ungerechtigkeit zu reagieren. In Situationen, in denen unsere physischen oder emotionalen Grenzen verletzt werden, kann Wut uns schützen, indem sie uns dazu antreibt, unsere Position zu verteidigen.
- Aktiv werden: Wut motiviert zur Handlung. Wenn wir uns bedroht oder unfair behandelt fühlen, gibt sie uns den Anstoß, aktiv zu werden. Sei es durch die Verteidigung der eigenen Rechte, kann sie ein Motor für Veränderungen sein. Die Frage ist, ob wir es tun – oder wieder unterdrücken („das darf man nicht…“) – aus dem Bedürfnis der Sicherheit und des „lieben Friedens willen“.
Warnsignal
- Indikator für unerfüllte Bedürfnisse: Wut weist oft darauf hin, dass wichtige Bedürfnisse unerfüllt bleiben oder dass Grenzen überschritten oder dass unsere Werte getreten werden.
Was hat Dich traurig gemacht?
Vor allem aber lohnt es sich, dahinter zu blicken: Was liegt unter der Wut?
Die Traurigkeit, nicht gesehen zu werden. Die Traurigkeit, nicht dazuzugehören. Die Traurigkeit, nicht Teil einer Gemeinschaft zu sein. Und all das nicht ausdrücken zu dürfen. „Jungs weinen nicht!“ „Bloß keine Schwäche zeigen!“ „Mach Dich nicht verletzbar!“
Und damit meist die Erinnerung daran, daß das schon als Kind so war: das Gefühl der Traurigkeit. Weil Du nicht mitspielen durftest. Oder weil Du anders aussahst. Oder weil es nicht erlaubt war. Weil Du Betrug erlebt hat oder emotionalen Missbrauch. Weil Du Dich als „falsch“ erlebt hast, Dich geschämt hat, weil Du dachtest, Du bist Schuld.
Oftmals waren diese Erfahrungen als Kind traumatisch. Nicht dazuzugehören gräbt sich tief in unser Gehirn ein, denn es ist evolutionsbiologisch unsere früheste Überlebenschance gewesen: dazugehören – Teil einer Gruppe zu sein.
Wut: Was ist gesund?
Gesunde und ungesunde Wut liegen nah beieinander. Ausdrucksform und den Auswirkungen auf unser Leben und das unserer Mitmenschen.
Gesunder Ausdruck von Wut
- Intuition „Körperweisheit“ folgen: Wenn Du spürst, „da stimmt was nicht“ oder „das geht so nicht“ – dann glaube Deinem Körper und sprich es klar an
- Grenzen setzen: Deine Grenzen setzen (Nein ist ein vollständiger Satz!) und Probleme offen ansprechen, ohne dabei verletzend oder destruktiv zu werden
- Klare Kommunikation: Klar kommunizieren, was Dich stört, mit Blick auf mögliche Lösungswege
- Ich-Botschaften: Benenne, wie Du Dich fühlst, statt Vorwürfe zu machen. „Ich fühle mich nicht wertgeschätzt.“ statt „Du hast/Du bist…“
Ungesunder Ausdruck von Wut
- Impulsiv und unkontrollierte Wut: Ungesunde Wut äußert sich oft in impulsiven Reaktionen, die verletzend oder destruktiv sind. Diese Form von Wut kann zu verbalen oder sogar physischen Ausbrüchen führen, die Beziehungen und das persönliche Ansehen schädigen.
- Passiv-aggressive unterdrückte Wut: Es gibt auch die andere Seite der ungesunden Wut, die in Form von unterdrückter Wut auftaucht. Diese kann sich in passiv-aggressivem Verhalten oder körperlichen Symptomen wie Stresskrankheiten manifestieren, wenn die Emotionen nicht angemessen ausgedrückt werden.
- Chronische Wut: Wenn Wut zu einem dauerhaften Zustand wird und überproportional häufig oder intensiv auftritt, kann sie sowohl das mentale als auch das physische Wohlbefinden ernsthaft beeinträchtigen. Chronische Wut kann zu Problemen wie Angstzuständen, Depressionen und Herzkrankheiten führen.
Die Wut die bleibt: Wenn Wut nicht gehen will
Wut ist – im Moment der Wut – oft rasend und explosiv. Wenn aber Wut nicht aufhört, spricht man von Chronischer Wut. Wut, die irgendwie immer unterschwellig da ist oder Wut, die immer wieder entflammt. Chronisch gefühlte Wut weist immer auf ungeklärte Themen hin. Meist uralte Themen, die nie gelöst worden sind und immer wieder hochkochen oder aber neue Themen, die die alte Wunde „ankratzen“.
- Ungeklärte Konflikte: Wenn Konflikte nicht gelöst werden, kann Wut bestehen bleiben. Dies passiert häufig in (toxischen) Beziehungen oder Arbeitssituationen, wo Probleme unausgesprochen bleiben .
- Unverarbeitete Traumata: Vergangene traumatische Erfahrungen, die nicht vollständig verarbeitet wurden, können anhaltende Wut hervorrufen, oft begleitet von Gefühlen der Machtlosigkeit und Ungerechtigkeit.
- Wiederholte Frustration: Andauernde Frustration durch sich wiederholende Probleme, wie Ungerechtigkeiten oder ausbleibende Erfolge, kann zu einer tief verankerten Wut führen.
- Unterdrückte Emotionen: Wiederholte Unterdrückung von Wut, anstatt diese konstruktiv auszudrücken, kann zu chronischem Ärger oder Groll führen, da die nicht abgebaute emotionale Energie im Körper und Geist verbleibt.
Hinter der Wut liegt die Traurigkeit
Traurigkeit. Ist die Emotion hinter der rasenden Wut.
Traurigkeit ist leise, und oft mit Scham besetzt. Sie lässt uns gefühlt „klein werden“ und hilflos, während Wut uns gefühlt „groß und mächtig macht“. Traurigkeit zeigt uns, dass wir etwas verloren haben oder enttäuscht sind (Das Ende der Täuschung). Oft sind wir ent-täuscht von dem, was wir uns selbst oder der Welt versprochen haben.
Emotionale Heilung darf passieren, wenn wir unsere Traurigkeit sehen, diese zulassen und spüren können. Das Spüren bringt uns zurück in die Verbindung zu unserem Körper und unseren Wünschen, während Wut uns abkoppelt davon. Traurigkeit zuzulassen ist Heilung. Authentizität. Wir werden „unfassbarer“, menschlicher. Vielleicht sehen wir zum ersten Mal ganz bewusst unsere wahren Bedürfnisse und Sehnsüchte.
Wut – ayurvedisch betrachtet
Im Ayurveda = die Weisheit des Lebens – wird Wut als Ausdruck eines Ungleichgewichts im Pitta-Dosha angesehen. Pitta steht für das Feuerelement im Körper, und in Balance sorgt es für einen scharfen Verstand, Entschlossenheit und gesunden Appetit. Zu viel Pitta jedoch kann zu übermäßiger Hitze im Körper führen, was sich in Form von Reizbarkeit, Ärger und Wut äußert. In solchen Fällen spricht Ayurveda von der Notwendigkeit, „Feuerlöscher“ einzusetzen, um das innere Feuer zu besänftigen und wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Diese Feuerlöscher umfassen sowohl physische als auch emotionale Praktiken:
- Eine kühlende, Pitta-reduzierende Ernährung mit Lebensmitteln wie Gurken, Melonen und Kokos
- beruhigende Aktivitäten wie Meditation, sanfte Yoga-Praxis und Spaziergänge in der Natur, um den Geist zu kühlen
- Kräuter wie Brahmi und Kamille können ebenfalls unterstützend wirken
Ernährungsbasierte Feuerlöscher
- Kühlende Lebensmittel: Integriere mehr kühlende Nahrungsmittel in deine Ernährung, wie Salate, Melonen, Gurken, Kokosnuss und Zucchini, die helfen, die innere Hitze zu reduzieren.
- Vermeidung von Scharfem: Reduziere den Konsum von scharfen, sauren und salzigen Lebensmitteln, da sie das Pitta anheizen können. Bevorzuge stattdessen süße, bittere und zusammenziehende Geschmäcker.
- Hydration: Achte auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr mit kühlen Getränken wie Kokoswasser oder Kräutertees, die erfrischen und beruhigen.
- Gewürze: Verwende kühlende Gewürze wie Koriander, Fenchel und Kardamom, die Pitta ausgleichen und die Verdauung unterstützen.
Aktivitätsbasierte Feuerlöscher
- Meditation: Regelmäßige Meditationspraxis kann helfen, den Geist zu beruhigen und innere Ruhe zu finden, indem sie Aufmerksamkeit und Bewusstsein fördert.
- Sanftes Yoga: Praktiziere beruhigende Yoga-Übungen, wie sanfte Vorwärtsbeugen und Drehhaltungen, um Körper und Geist zu kühlen.
- Spaziergänge in der Natur: Verbringe Zeit in der Natur, besonders in grünen, schattigen Umgebungen, um die beruhigende Wirkung der Umgebung zu nutzen und negative Energien abzuleiten.
- Atemübungen (Pranayama): Integriere kühlende Atemtechniken wie Sheetali oder Nadi Shodhana, um die innere Hitze abzubauen und den Geist zu zentrieren.
Kräuterbasierte Feuerlöscher
- Brahmi: Nutze Brahmi als Tee oder Supplement, um mentale Klarheit und Ruhe zu fördern, da es als nervenberuhigend gilt.
- Kamille: Trinke regelmäßig Kamillentee, der nicht nur den Geist beruhigt, sondern auch entzündungshemmend wirkt und das Gemüt ausgleicht.
- Amla: Verwende Amla, eine reiche Vitamin-C-Quelle, die antioxidativ wirkt und das Pitta reduziert.
- Ashwagandha: Ziehe in Betracht, Ashwagandha zu nutzen, das bekannt für seine ausgleichenden Eigenschaften und Unterstützung bei Stressabbau ist.
Lifestyle-Feuerlöscher
- Regelmäßige Pausen: Plane bewusst Momente der Ruhe und Entspannung in deinen Alltag ein, um Überanstrengung und die Aufheizung des Pitta auszubalancieren.
- Angepasste Arbeitsroutine: Versuche, in einem kühlen und ruhigen Raum zu arbeiten und pausiere, wenn du dich erhitzt fühlst oder wenn Stress ansteigt.
- Gesunder Schlaf: Sorge für ausreichenden und erholsamen Schlaf, um Körper und Geist zu regenerieren.
Durch die Kombination dieser „Feuerlöscher“ schafft man einen interner Klimawechsel, der nicht nur die Wut besänftigt, sondern auch die tieferliegenden Ursachen anspricht, die diese Emotion schüren, wie unbewusste Traurigkeit oder unerfüllte Bedürfnisse.
Was mache ich mit der Wut?
Wut ist eine Emotion – und sie steckt in Deinem Körper. In Deinen Zellen. Sie ist eine Energie, die Dein Nervensystem überflutet. Wut als Energie muss abfliessen dürfen, um Dein gesamtes System wieder in eine ausgewogene Energie zu bringen. Als erstes also: Nimm sie wahr. Sie darf DA sein. Sie zeigt Dir etwas Wichtiges. Allein dies zuzulassen, ist der erste Weg in die Akzeptanz Deiner selbst. Und das – ist heilend.
Erste Notmassnahmen
Um erstmal diese überschüssige Energie loszuwerden, und dabei niemanden (auch nicht Dich selbst) zu verletzen, kannst Du:
- Boxsack raus!
- Oder: Ins Kissen boxen
- Mach die Bewegungen, die Dein Körper machen will – für Dich (wild tanzen zu lauter Musik oder in die Luft boxen)
- Gehe in den Wald und schreie!
Wenn die erste Wut verflogen ist
Wenn Dein Nervensystem wieder etwas in die Entspannung gefunden hat, ist es wichtig, die noch vorhandene heftige Energie „zu verwandeln“. Wichtig ist: auch wenn Du das unbedingt willst, weil Du meinst, das ist das Beste: keine Gewaltmärsche! Keine Marathons! Keine „zu viel“ Laufen, Workouts und Co. Keine „Gewalt“ Dir gegenüber. Warum? Weil genau das wiederum Dein Energielevel hochtreibt und Dein Nervensystem überschwemmt mit Cortisol (Stress!). Mach langsam. Entspanntes Laufen. Schöne Spaziergänge. Lass Dir Zeit. Und Raum.
- Körperliche Bewegung – Spazieren, Tanzen, Laufen, Yoga…
- Erde und spüre Deinen Körper: Barfuss im Wald, am Strand, in der Wiese
- Therapeutische Ansätze: EMDR und polyvagale und systemische Therapie
- Reflexionen: Was liegt hinter meiner Wut? Wo habe ich Ja gesagt, obwohl ich Nein sagen wollte? Welche meiner Grenzen wurden überschritten? Weshalb habe ich das zugelassen?
- Musik: Safe and Sound Protocol zur Nervensystem-Balance im Rahmen der Therapie
Wut umwandeln
Um Dinge zu verarbeiten, braucht es Zeit. Und eine Neu-Kalibrierung Deines Fokus. Also einfach etwas machen, was Du immer schon sehr gerne getan hast (auch wenn es schwerfällt). Oder etwas ganz Neues machen oder lernen! Das lenkt Deinen Fokus auf eine neue „Autobahn“ für Deine Gedanken. ich weiß, das ist erstmal hart. Und es braucht vielleicht Disziplin. Aber es hilft.
- Kreativ werden: Mit Farben experimentieren, Steine bemalen, Malen und Schreiben
- Wut als Motor für Veränderung: Wie will ich ab sofort leben? Wie sieht das aus?
Ich bin Christine, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Trauma- und Nervensystem-Therapeutin mit Fokus auf hochfunktionale und hochsensitive Menschen mit Depressionen, Burnout oder Suchtverhalten.
Dir macht Deine Wut zu schaffen? Dann gehts hier entlang.
Ich freue mich auf Dich.
Wut – so wie ich sie kenne! In allen Aspekten hier von Christine sehr gut beschrieben!!
Auch der Apsekt des Umgangs! Wie immer eine Bereicherung, ihre Artikel zu lesen.
Danke!