Es fängt ganz unsichtbar an: Auf einer Party, die ein Freund organisiert hat. Du bist eigentlich müde, die Woche war sehr anstrengend für Dich und Du hast hämmernde Kopfschmerzen. Aber Du willst Deinen Freund nicht enttäuschen, also gehst Du hin. Auf der Party lachst Du über Witze, die Du nicht lustig findest, nur um in die Gruppe zu passen. Du sagst Ja, wenn es um das Aufräumen nach der Party geht, obwohl Dein Wecker sehr früh klingeln wird.

Du willst es allen recht machen. Es soll niemand etwas Schlechtes über Dich denken. Deshalb übernimmst Du natürlich auch alle Überstunden – ohne Bezahlung, versteht sich. Das ist klassisches People Pleasing.

Aber wieso machst Du das?

Obwohl es Dir nicht guttut… Du hast dröhnende Kopfschmerzen am nächsten Tag, weil Du Dir keine Ruhe gegeben hast. Außerdem hast Du kaum geschlafen, weil das Aufräumen bis 3 Uhr früh ging. Und die Überstunden – die bekommst Du auch nicht bezahlt.

Kein Problem. Oder?!

Die Wurzeln des People Pleasing

Ein subtiles, mächtiges Muster hat sich in Dein Leben geschlichen: Du bist immer für andere da, stellst ihre Bedürfnisse vor Deine eigenen, gehst auf ihre Wünsche ein, auch wenn es auf Kosten Deiner eigenen Gesundheit und Deines Wohlbefindens geht.

Die Ursachen für People Pleasing sind vielfältig und tief verwurzelt. Meist beginnend in der Kindheit. Vielleicht wurdest Du dafür gelobt, immer nett und hilfsbereit zu sein. Vielleicht hast Du gelernt, dass Du nur dann geliebt wirst, wenn du Dich anpasst und keine Probleme machst. Oder vielleicht bist Du in einer Umgebung aufgewachsen, in der Konflikte und Meinungsverschiedenheiten vermieden wurden, und hast gelernt, immer die Harmonie zu wahren.

Vorauseilenden Gehorsam“ nenne ich das. Also dadurch, daß Du so empfindsam auf Deine Umwelt zu reagieren gelernt hast, kennst Du alle möglichen Situationen, die theoretisch eintreffen könnten, wenn xyz passiert – und Du handelst, bevor eine dieser Situationen eintreten könnte. Um zu vermeiden, dass Du „Schuld“ bist.

Ein Beispiel: Dein Chef muss Dir dringend Unterlagen zu einem Projekt geben, hat aber – nach eigenen Aussagen – gerade keine Zeit dafür. Normalerweise würdest Du nun auf die Unterlagen warten. Oder Dein Chef würde diese Aufgabe – nach seiner Aussage ist das Projekt sehr dringend – zum Beispiel der Assistentin geben. Das tut er aber nicht.

Und Du? Du versuchst nun – proaktiv wie Du bist – Dir selbst die Unterlagen irgendwie zu besorgen. Denn: vielleicht ist ja das die „geheime Agenda“ Deines Chefs, und er will testen, ob Du selbständig arbeiten kannst? Oder er testet, ob Du gegen Widerstände arbeiten kannst? Oder oder oder… Und wenn Du die Unterlagen besorgen könntest und das Projekt ohne sein Zutun bearbeitest, dann wird das seine Erwartungen übertreffen.

Erkennst Du das Muster?

Was genau Dein Chef denkt oder nicht, ob er eine „geheime Agenda“ hat oder nicht: völlig egal. Wenn er das nicht konkret kommuniziert, ist es sein Thema – nicht Deines! Aber Du machst es zu DEINEM THEMA! Du versuchst, in SEINEN KOPF zu gucken und zu erahnen, was er gemeint haben könnte oder wollen würde.

People Pleasing als Trauma Response - Coaching Christine Rudolph

Vorauseilender Gehorsam oder auch: Fawn

Oder auch: „zu Kreuze kriechen“, Unterwürfigkeit. Das ist das, was Du tust – obwohl Du es gar nicht müsstest.

Diese Beispiele kannst Du beliebig erweitern – auf alle möglichen Situationen und Menschen. Auch Beziehungen sind ein generelles „Spielfeld“ solcher Ausprägungen – und meist merkt man es selbst gar nicht. Gemeinsam ist diesen Situationen immer, daß Du Dich selbst – auch energetisch – in eine unterwürfige, niedrigere Position begibst. Und zwar von ganz allein. Ohne Grund.

Man nennt diese Verhaltensweise auch „Fawn“ – genauer genommen Fawn Response. Im Deutschen als „Rehkitz“ übersetzt oder eben als „schmeicheln“ und Unterwürfigkeit. Der Fawn Response ist eines der eher noch unbekannteren Traumareaktionen auf eine erwartete „Gefahr“, neben Kampf, Flucht oder Erstarrung – auch bekannt als Fight, Flight und Freeze.

Fawn – auch umgangssprachlich als „Bambi-Reaktion“ betitelt, verhalten sich Menschen so, daß man „ihnen nicht böse sein kann“ – sie tun alles dafür, daß sie gemocht werden und nicht aus der Gruppe ausgeschlossen werden. Dies ist die Reaktion als Baby oder Kleinkind, wenn Kampf oder Flucht nicht möglich sind, da man ja ansonsten verhungern würde. Also frieren sie ein und „sind lieb“. Immer das freundliche, liebe Kind, was nie Probleme macht – und immer lächelt.

Ich habe zum Beispiel Klienten begleitet, die sich immer für alles entschuldigt haben, selbst wenn es dafür gar keinen Grund gab.

Diese Unterwerfung und Anpassung auf widrige Umstände war letztlich ein Überlebensmechanismus – der uns auch im Erwachsenenalter noch begleitet – bis wir uns ihm Gewahr werden.

Und dies macht etwas. Sowohl mit Dir selbst, als auch mit Deinem Gegenüber (unbewusst).

Denn Deine Energie lügt nicht

Aus dem inneren Antrieb und Druck, immer zu gefallen, immer zu leisten, aus der Angst vor Ablehnung oder Konflikten hast Du irgendwann vergessen oder nie gelernt, wie Du NEIN sagen kannst, ohne Dich schuldig oder egoistisch zu fühlen. Dein Gegenüber nimmt Deine Energie natürlich wahr – und da, wo vorher vielleicht Augenhöhe existierte, kippt das System langsam in „Oben“ und „Unten“, sodaß das Muster sich zwischen Euch – und generell bei Dir – mit der Zeit noch verstärkt.

Du bist dann immer derjenige, der es allen recht macht. Und es macht Dich nicht glücklich. Irgendwann macht es Dich wütend. Und auf Dauer erschöpft es Dich. Deine Energie, die Du für Dich brauchst, ist aufgebraucht. Für „die anderen“. Und die – danken es Dir noch nicht einmal. Du lebst „für die Familie“, „für die Firma“, „für Deinen Job“.

Und nie für Dich.

Nächste Station: Burnout

Und damit bist Du auf dem allerbesten Weg in ein Burnout:

  • Du lebst das Leben der anderen
  • Du bist nur für die anderen da (nur für Dich selbst nicht)
  • Du ignorierst Deine eigenen Bedürfnisse: Du bist so sehr damit beschäftigt, die Bedürfnisse anderer zu erfüllen, dass du vergisst, auf Dich selbst zu achten. Deine Gesundheit, Dein Wohlbefinden und Deine persönlichen Ziele geraten in den Hintergrund.
  • Du setzt dich selbst unter ständigen Druck: Du fühlst Dich ständig verpflichtet, mehr zu tun, besser zu sein und höheren Erwartungen zu entsprechen. Dieser ständige Druck führt zu Stress und Erschöpfung.
  • Du hast keine Zeit für Erholung: Da du immer für andere da bist, bleibt kaum Zeit für Ruhe und Entspannung.
  • Du fühlst Dich ständig schuldig: Wenn du einmal „Nein“ sagst oder Dich um deine eigenen Bedürfnisse kümmerst, plagt Dich das schlechte Gewissen. Dieser ständige innere Konflikt kann zu emotionaler Erschöpfung führen.
  • Du verlierst den Kontakt zu Dir selbst: Indem Du ständig versuchst, es anderen recht zu machen, verlierst Du nach und nach den Bezug zu Deinen eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Gefühlen.

Hast Du schon einmal de Ansage der Flugbegleiter vor dem Abflug gehört?

Meine Damen und Herren, wir machen Sie jetzt noch mit den Sicherheitsvorkehrungen bei uns an Bord vertraut.
Sollte der Druck in der Kabine sinken, fallen automatisch Sauerstoffmasken aus der Kabinendecke. In diesem Fall ziehen Sie eine der Masken ganz zu sich heran, und drücken die Öffnung fest auf Mund und Nase. Danach helfen Sie bitte mitreisenden Kindern.

Auszug aus der Ansage der Lufthansa Kabinencrew
Selbstfürsorge - Coaching mit Christine Rudolph

DANACH heißt das Zauberwort.

Danach. Also nachdem Du für Dich gesorgt hast. Nachdem Du auf Deine Bedürfnisse geachtet hast. Nachdem Du das getan hast, was Du tun (oder nicht tun) wolltest. Nachdem Du Dich ausgeruht hast. Nachdem Du Dir Ruhe gegönnt hast. Dann. Wenn Du das wirklich möchtest (und nicht weil Du ein schlechtes Gewissen hast), dann kannst Du jemandem anderen Unterstützung sein.

Was nun für Dich wichtig ist:

  1. Lernen, Grenzen zu setzen: Es ist in Ordnung und wichtig, „Nein“ zu sagen, wenn Du Dich überfordert fühlst oder wenn etwas gegen Deine persönlichen Werte oder Bedürfnisse verstößt. Das Setzen von Grenzen ist ein wesentlicher Schritt, um Dein Bedürfnis zu überwinden, es ständig allen recht machen zu wollen.
  2. Deine Werte kennenlernen und Selbstfürsorge praktizieren: Was ist Dir wichtig? Was geht gar nicht? Nimm Dir regelmäßig Zeit für Dich selbst und tue Dinge, die Dir Freude bereiten und Dir helfen, zu entspannen und Dich zu spüren. Das kann Sport, Meditation, Malen, Tanzen oder einfach nur ein ruhiger Abend zu Hause sein. Selbstfürsorge hilft Dir, in Verbindung mit Deinen eigenen Bedürfnissen und Wünschen zu bleiben.
  3. Professionelle Hilfe suchen: Manchmal kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um das Muster des People Pleasing zu durchbrechen. Ein Therapeut oder Coach kann Dir dabei helfen, die Ursachen Deines Verhaltens zu erkennen und Strategien zu entwickeln, um damit umzugehen. Er kann Dir auch dabei helfen, Dein Selbstwertgefühl zu stärken und gesündere Beziehungen zu pflegen.

Dieses – sehr tiefe – Muster zu durchbrechen, ist nicht so ganz einfach, weil es sehr früh entstanden ist. Und gleichzeitig ist es essenziell für Dich. Selbstbestimmt leben ist die Form der vielgepriesenen Selbstliebe. Selbstbestimmt leben – und damit authentisch, so, wie Du bist und nachdem, was Dir gerade guttut, IST Selbstliebe. Echte authentische Selbstliebe.

Aus dem Kreislauf auszusteigen bedeutet auch, Menschen hinter Dir zu lassen. Jene, für die es bequem war, daß Du „zu Diensten“ warst. Die Dich als authentische und wahre Person gar nicht wollen, weil es ihre Themen nicht mehr be-dient.

Dies wird vorkommen, und das nicht zu wenig. Warum? Weil Du Dich ein Leben lang eben selbst verbogen hast. Mit Deinem echten Sein aber, dem Einstehen für Dich und Deine Bedürfnisse hatte dies gar nichts zu tun.

Lass Dich nicht täuschen oder verunsichern, wenn Menschen sich von Dir abwenden. Sie passen nicht mehr zu Deinem echten So-sein. Und auch wenn es wehtut und Dich enttäuschen mag: Sei froh, daß die Täuschung endet.

Ich begleite Dich sehr gerne auf Deinem Weg zu Dir. Vereinbare ein persönliches Gespräch oder komm gleich in mein intensives 3-Stunden-Coaching.

ich freue mich darauf. Weisst Du warum? Weil das mein größtes Anliegen ist: Menschen wieder strahlen zu sehen, weil sie endlich bei sich selbst angekommen sind.

Alles Liebe, Christine