Ein System oder Systeme brauchen Schwarze Schafe.

Ein System – das sind zum Beispiel Familien, Abteilungen, Unternehmen. Die Menschen in ihnen – mit ihrer eigene  Geschichte – formen “das System” mit eigenen Werten, Regeln, Gewohnheiten.

Die meisten Klienten, die ich begleiten darf, sind “Ausbrecher”. Sie berichten mir immer wieder diese eine Wahrnehmung: sie waren und sind das “Schwarze Schaf ” in ihrer Familie und/oder Umgebung.

Schwarzes Schaf?

Unter all den weißen Schafen, die gefühlt “konform” mit der im (Familien)-System herrschenden Meinung, mit deren Ritualen (Frühstück um 8, Sonntags in die Kirche…) und Gepflogenheiten sind. Die sogenannten “weißen Schafe” sind die, die nie auffallen.

Das “Schwarze Schaf” ist der Systemrebell.

Das Schwarze Schaf ist in erster Linie eines: ANDERS.

Anders, als alle anderen in der Familie. Oder die Kollegen. Meist beides.

Oftmals hochsensitiv, empathisch, selbst denkend, tief fühlend – nimmt dieser Mensch alles auf, was um ihn herum geschieht und entscheidet für sich selbst: SO will ich das nicht. Nicht, weil er generell rebellisch ist, sondern weil er die Welt anders wahrnimmt und so entscheidet, wie es sich für ihn richtig ANFÜHLT. Das Schwarze Schaf hat das, was die anderen Mitglieder eines Systems oft bereits verdrängt und unterdrückt haben: Gefühl. Intuition. So jemand nimmt die Welt gesund wahr: als Mensch, fühlend (nicht rational und an ein System angepasst).

Systemisches Coaching

Projektionsfläche für die anderen

Alles, was “anders” ist als wir selbst, wird grundsätzlich erst einmal als Bedrohung wahrgenommen. Dies passiert ganz automatisch, fest verankert in unserem ältesten Teil des Gehirns (Reptilienhirn). Umso größer die “Bedrohung”, also das Anders-Sein, umso mehr Ängste ruft dies bei den anderen Mitgliedern einer Gruppe hervor.

“Anders sein möchte wohl jeder einmal, aber wehe ihm, er wird dabei anders anders als es den anderen gefällt.”
 Martin Gerhard Reisenberg

Das bedeutet, daß all die Ängste der anderen und auch die kollektiven Ängste eines Systems und auch die transgenerationalen Ängste unserer Vorfahren auf “den Andersartigen” projiziert werden. Das ist psychologisch gesehen erstmal “gut” für die Mitglieder einer Gruppe, da sie so ihre eigenen Ängste externalisieren (auf den sogenannten andersartigen Menschen) und so nicht selbst bei sich anschauen müssen. Dies ist ein zu 90% unbewusster Prozess.

Die Projektionsfläche wird stellvertretend bekämpft

Das ist die Krux dabei: anstatt die eigenen Ängste anzusehen, sich derer bewusst zu werden und sie zu wandeln wird nun – stellvertretend – die Projektionsfläche “das Schwarze Schaf” bekämpft.

So allerdings befinden wir uns in einem Perpetuum Mobile: das, was man nicht sehen möchte, wird nach extern verlagert und dort verteufelt. Innen aber, also da, wo es hingehören würde, findet keinerlei Veränderung statt. Bis zum nächsten “Schwarzen Schaf”.

Regelbrecher des Systems

Das Schwarze Schaf nimmt damit systemisch eine sehr wichtige Aufgabe ein: Es durch-bricht ein krankes System – und zwingt die anderen Menschen zum Nachdenken. Oftmals, in sehr starren Systemen, wendet man sich völlig ab und die (ohnehin kränkelnde) Verbindung bricht. In offeneren Systemen kann es Gespräche geben und bestenfalls: Verstehen.

Anderssein

Nicht umsonst sage ich:

Entweder es wird den kompletten Abbruch geben oder aber das ehemals “Schwarze Schaf” geht, aus Angst vor Verlust der Verbindung, in die Herde zurück und wird weiss-grau – mit sich nicht mehr im Reinen “des lieben Friedens willen” oder aber es gibt Gespräche und respektvolle Annäherung an verschiedene Lebens- und Sichtweisen: You decide!

Der Weg des Schwarzen Schafes ist meist einsam

Denn er ist kein angenehmer Weg, keiner, den man sich selbst wünscht. Wir alle möchten Liebe und Zuneigung und Anerkennung erfahren. Dies ist jedoch erst einmal ausgeschlossen. Stattdessen ist es der Weg des eigenen Lebens. Der eigenen Überzeugungen. Ein “Für sich einstehen”. Es ist der letztlich gesunde Weg der menschlichen Existenz. Solange ein System (bzw. die Menschen eines, z.B. Familiensystems) darauf pochen, daß alles genauso sein muss wie vor 100, 200 Jahren und immer entsprechend der Regeln dieses Systems, solange werden Menschen in eine Box gepresst.

Lebewesen haben keine Luft zum Atmen in einer Box

Denn Lebewesen sind individuell.

Wir alle aber sitzen in einer großen Box und dann noch in verschiedenen kleineren Boxen. Und merken es noch nicht einmal. Das nennt man das “Brett-vorm-Kopf-Prinzip”. Wenn aber der Impuls des “Ausbrechens” kommt, sei es nur, nicht um 8 Uhr mit der Familie zu frühstücken oder ab heute vegan zu leben, dann ist dies eine Chance: für den Ausbrecher UND für das gesamte Familiensystem.

Allerdings ist das Ausbrechen aus einem System nur eine, wenn auch DIE Impulsgebende – Möglichkeit, anders zu leben als “das gegebene System”. Echte Veränderung – und dazu gibt das “Schwarze Schaf” letztlich den Impuls, beginnt im Innen.

Veränderung – Out of the Box – fängt INSIDE an

Schwarze Schafe sind nicht per se Rebellen. Sie wollen nicht per se alles umwerfen. Sie gehen einfach ihren eigenen Weg. Intuitiv, jenseits der sogenannten “Regeln”. Das ist alles.

Ihnen zuzuhören ist eine Chance – sie zu integrieren, statt auszuschliessen – ein Gamechanger.

Schwarze Schafe, vor 🙂 Ich lade Dich ein, ein Persönliches Gespräch mit mir zu führen. Über Deine Herausforderungen, den einsamen Weg voller Steine und Deine Vision.

Ich freue mich auf Dich.

Christine