Bindung, Einbindung und Entbindung bestimmen den Werdegang unseres Lebens.

Otto Pötter

Bindung brauchen wir Lebewesen alle, sonst sterben wir. Bindung ist das, was uns am Leben hält. Was uns trägt und verbindet. Was uns die Basis für unser Leben gibt.

Haben wir Ver-Bindung schon im Mutterleib erlebt (z.B. durch Streicheln des Bauches, Singen für das Kind, Freuen auf den neuen Erdenbürger…) und später als Baby und Kleinkind, prägt uns das für unser Leben.

Wie tief dies geht – und daß die erlebte oder nicht erlebte Bindung die Basis für unser späteres Verhalten ist, daran denkt normalerweise niemand.

Der Hunger des kleinen Kindes nach Liebe und Gegenwart seiner Mutter ist so groß wie der Hunger nach Essen (. . .)

Bowlby

Was ist Bindung überhaupt?

Bindung an sich beschreibe ich als tiefgreifendes emotionales Band, welches eine Person zu einer bestimmten anderen Person fühlt und ver-bindet. Dieses Band zwischen Lebewesen ist besonders tief bei erfahrenen vertrauensvollen Verbindungen, wie zum Beispiel zwischen Eltern und ihren Kindern (nicht immer!), zwischen Geschwistern oder romantischen Partnern.

Bindung geht aber noch viel weiter und kann zum Beispiel auch zwischen Mensch und Tier bestehen (“Seelenhund”).

Die Bindungstheorie, die ursprünglich vom britischen Psychiater und Psychoanalytiker John Bowlby entwickelt wurde, besagt, dass das Bedürfnis nach Bindung ein grundlegender menschlicher Instinkt ist. Laut Bowlby suchen Menschen, insbesondere Kinder, instinktiv Nähe zu Menschen, die ihnen Sicherheit und Schutz bieten.

Aus evolutionärer Perspektive diente die Bindung als Schutz vor Raubtieren und war daher für das Überleben der Menschen unerlässlich. Um nicht als Beute “gesehen” zu werden, mussten Säuglinge und kleine Kinder ständig in der Nähe ihrer Mütter bleiben und jede Trennung deutlich kommunizieren (schreien/weinen).

Bowlby hat in seiner Forschung erkundet, wieso manche Menschen “besser” gebunden waren als andere. Daraus hat er verschiedene Bindungsstile entwickelt, die sich in der Art und Weise unterscheiden, wie sie sich in Beziehungen zeigen. Diese Bindungsstile werden in der Kindheit geformt und beeinflussen unser Verhalten als Erwachsener stark.

Bindungsverhalten ist jedes Verhalten, das darauf abzielt, „die Nähe eines vermeintlich kompetenteren Menschen zu suchen und zu bewahren, ein Verhalten, das bei Angst, Müdigkeit, Erkrankung und entsprechendem Zuwendungs- oder Versorgungsbedürfnis am deutlichsten wird.

John Bowlby
Der Kern von Bindung ist Vertrauen und Sicherheit

Der Kern von Bindung

Was ist charakteristisch für Bindung? Wann binden wir uns an Menschen? Was ist wichtig?

  • Vertrauen: Grundlegendes Vertrauen in die Zuverlässigkeit und Vorhersehbarkeit des anderen ist der Kern jeder Bindung.
  • Sicherheit: Ein Gefühl der Sicherheit und des Schutzes ist grundlegend für die Entwicklung einer starken Bindung. Dies kann durch körperliche Sicherheit, aber auch durch emotionale Sicherheit erreicht werden.
  • Kommunikation: Offene und ehrliche Kommunikation fördert das Verständnis und die Intimität, die für eine starke Bindung notwendig sind.
  • Konsistenz: Regelmäßige und vorhersehbare Interaktionen und Reaktionen – fördern wiederum das Vertrauen und das Gefühl der Sicherheit, die für die Bindung entscheidend sind.
  • Empathie: Das Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, die Gefühle und Bedürfnisse des anderen zu verstehen und darauf zu reagieren, stärken die emotionale Bindung.
  • Gemeinsame Erfahrungen: Gemeinsam verbrachte Zeit und geteilte Erfahrungen, sowohl positive als auch negative, können das emotionale Band zwischen zwei Personen vertiefen.

Besonders wichtig für die Herstellung von Bindung sind Vertrauen, Sicherheit und Kommunikation. Fehlt nur eines der Elemente – beeinflusst dies die gesamte Bindung und unsere Fähigkeit zur Bindung.

Fühlt sich jemand zum Beispiel als Erwachsener mit jemandem nicht sicher, wird er in Folge die Verbindung meiden. Unerheblich ist hierbei, ob die gefühlte Unsicherheit real existiert – oder ob sie – aufgrund der eigenen Bindungserfahrung – als unsicher erlebt wird.

Die Entwicklung der Bindung beginnt tatsächlich schon vor der Geburt, im Mutterleib.

Vorgeburtlich

  • Das Ungeborene reagiert auf die Stimme der Mutter und auf Berührungen.
  • Es kann auch auf Stress oder Spannungen der Mutter reagieren, was Auswirkungen auf die spätere Bindung haben kann.

Neugeborene (0-3 Monate)

  • Reagieren auf Gesichter und Stimmen, besonders auf die der Eltern.
  • Beginnen, Vertrauen und Sicherheit durch konsistente Pflege und Reaktion auf ihre Bedürfnisse zu entwickeln.

Säuglinge (3-6 Monate)

  • Beginnen, spezifische Bindungen zu primären Betreuungspersonen zu entwickeln.
  • Zeigen Vorlieben für bestimmte Personen und können Ängstlichkeit bei Fremden zeigen.

Babys (6-12 Monate)

  • Entwickeln eine stärkere Bindung und Abhängigkeit von primären Betreuungspersonen.
  • Beginnen, Trennungsangst zu zeigen, wenn sie von ihren primären Betreuungspersonen getrennt sind.

Kleinkinder (1-3 Jahre)

  • Beginnen, die Welt zu erkunden, kehren aber regelmäßig zu ihren primären Betreuungspersonen zurück, um Sicherheit und Unterstützung zu suchen.
  • Könnten Schwierigkeiten mit Trennungen oder Veränderungen haben.

Vorschulkinder (3-5 Jahre)

  • Beginnen, unabhängiger zu werden, aber immer noch eine starke Bindung und Bedürfnis nach Sicherheit von ihren primären Betreuungspersonen.
  • Beginnen, Freundschaften zu bilden und Bindungen zu Gleichaltrigen zu entwickeln.

Schulkinder (5-12 Jahre)

  • Weiterhin Bindungen zu Eltern, aber zunehmende Bedeutung von Gleichaltrigen und Freunden.
  • Beginnen, komplexe soziale Beziehungen und Bindungen zu navigieren.

Jugendliche (12-18 Jahre)

  • Weiterhin Bindungen zu Eltern, aber zunehmende Unabhängigkeit und Bedeutung von Gleichaltrigen.
  • Beginnen, romantische Beziehungen und Bindungen zu bilden.

Erwachsene (18+ Jahre)

  • Bindungen zu Eltern können weiter bestehen, aber zunehmende Bedeutung von romantischen Partnern und eigenen Kindern.
  • Bildung von langfristigen Bindungen und Verpflichtungen, einschließlich Ehe und Elternschaft.

Das Bindungssystem, das sich im ersten Jahr entwickelt, bleibt während des ganzen Lebens aktiv!

Karl-Heinz Brisch

Und hier liegt die Krux: das erste Lebensjahr ist immens lebenswichtig für die spätere Bindung und Bindungsfähigkeit! Konnte diese sich nicht entwickeln oder gab es Dinge, die eine gesunde Entwicklung beeinträchtigt haben, begleitet dies das Kind – meist völlig unbewusst – das ganze Leben lang.

Das heisst, es verhält sich in Beziehungen so, wie es es damals (unbewusst) gelernt hat. Für das Kind und heutigen Erwachsenen ist das das “NORMAL”. Vielleicht aber ist es das per se aber nicht, aber er oder sie merkt es noch nicht einmal. Auffällig ist vielleicht irgendwann, daß “alle Frauen gleich sind” oder “alle mich verlassen” oder man “immer klammernde Partner hat”.

Wieso das so ist, das beantwortet die frühe erlebte (oder nicht erlebte) Bindung.

Fühlt sich ein Kind zum Beispiel nicht sicher, wird es sich wahrscheinlich sehr schwer damit tun, die Welt um sich herum zu erkunden und Neues zu lernen. Es fühlt sich einfach nicht sicher. Dadurch wird sein Radius erheblich eingeschränkt. Ist dieses Kind nun älter, wird es bei neuen Herausforderungen und Veränderungen inneren Stress empfinden, wenn es in etwas “Neues” geht. Es wird wahrscheinlich dieses “Neue” vermeiden, davon träumen und in seiner Komfortzone bleiben.

Wieso das? Das beantworten die verschiedenen Bindungsstile.

Bindung und Bindungsstil - Coaching Inneres Kind

Bindungsstile: Unser individueller, geheimer Roter Faden

Ich binde mich an jemanden, wenn ich demjenigen vertraue.

Soweit, so gut. Aber was, wenn dieses “Vertrauen” etwas ist, was eigentlich negativ besetzt ist?

Genau das passiert bei Menschen, die zum Beispiel als Kind Gewalt erlebt haben, aber, um zu überleben, keine andere Wahl hatten, als den Täter gewähren zu lassen. Sie binden sich an den Täter, um zu überleben. Für Menschen, die dies erlebt haben, ist oftmals Bindung mit Gewalt verflochten – und “normal”. Oftmals binden sie sich später völlig unbewusst-bewusst wieder ausgerechnet an dieselbe Art von Mensch – sie ziehen diese “magisch an” – weil ihr Bindungssystem diese Art von Bindung automatisch scannt und als “vertraut” empfindet. Dies nennt man Traumabonding.

Die vier Haupttypen von Bindungsstilen, die von der Psychologin Mary Ainsworth identifiziert wurden sind:

  • Sichere Bindung
  • Unsicher-vermeidende Bindung
  • Unsicher-ängstliche Bindung
  • Desorganisierte Bindung

Jeder dieser Bindungsstile ist durch bestimmte Muster von Verhalten und Interaktion in Beziehungen gekennzeichnet.

Sicherer Bindungsstil

Jedem Orchester ist zu wünschen, dass es irgendwann eine starke Bindung an einen Dirigenten hat. Nur so können tiefe Beziehungen entstehen, die die Musik ermöglicht und sie an die nächste Generation der Musiker eines Orchesters weiter
gegeben werden kann.

Kent Nagano

Zwischen ihnen ist alles klar: sie haben sich schon im Kindergarten kennengelelernt. Sie haben geheiratet, ein Haus gebaut. Alles war immer fair, es gab nie Auseinandersetzungen, ein Streit wurde auf Augenhöhe sehr schnell besprochen und beendet, es gibt keine Eifersucht, kein Drama, keine Überraschungen. Sie sind das ideale Paar für Viele.

Ich höre immer wieder von meinen Klienten, daß sie sich eine stabile und ruhige Beziehung wünschen. Wenn sie sich aber umschauen und so einen Menschen in ihrem Leben treffen, wird dies meist nur der “gute Freund”. Mehr nicht.

Genau dieser Mensch aber wäre der “Richtige” – der mit einem stabilen und sicheren Bindungsstil.

So ist das mit den Wünschen und der Realität: der Wunsch ist da – aber das eigene Bindungssystem findet diesen Typen “langweilig”. Klar: es gibt kein “Drama”, keine Action oder Streits, bei dem die Teller fliegen. Sondern einfach Stabilität.

Dieser “langweilige” Bindungsstil ist der Sichere Bindungsstil. Man sagt, daß ca. 50% der Menschen eine sichere Bindung haben. Ich bezweifele das und denke, daß die unsichere Bindung auf dem Vormarsch ist. Dieser Bindungsstil ist für Menschen, die unsicher gebunden sind (unbewusst) einfach langweilig. Sicher gebundene Menschen “brauchen” keinen Partner. Sie glauben auch nicht, daß sie nicht gut genug wären. Sie brauchen auch niemanden für ihr Ego. Sie sind einfach zufrieden.

Vermeidender Bindungsstil (Bindungsangst)

Komm her – geh weg. Du bist am spannendsten für mich, wenn Du für mich nicht greifbar bist. Ich will Dich unbedingt – und wenn Du dann zu mir kommst, dann bin ich… weg!

Daß vermeidende Menschen keine Beziehung haben, ist ein Trugschluss. Sie haben oftmals eine – und gleichzeitig vermeiden sie sie.

Der Vermeider ist ein Mensch, der sich nichts mehr als eine liebevolle Bindung wünscht. Aber. Er kann sie nicht aushalten. Und deshalb flüchtet er: in die Arbeit, in Affären, in (Extrem)Sport, manchmal in Alkohol…

Er vermeidet die Bindung. Die er sich so wünscht. Seine Unabhängigkeit ist ihm heilig.

Er kann es einfach nicht. So nah. Bewusst – ist ihm oder ihr dies nicht. Nach Außen hin ist er meist ein Workaholic, arbeitet sich den Hintern auf “für die Familie” – so die – gesellschaftlich anerkannte und gewürdigte – Ausrede. Es ist eine. Eine Ausrede. Denn das Verhalten ist Mittel zum Zweck, die Bindung zu vermeiden. Ganz heimlich, sozusagen und offiziell “abgesegnet”.

Fliegt eine Affäre auf, ist: “Das war nicht so gemeint” oder “Das war nichts Ernstes” oft eine ganz ehrliche Aussage. Denn die Affäre war nur Eines: die Vermeidung der tieferen Bindung zum Partner.

Glücklich sind Menschen mit vermeidendem Bindungsstil meist nicht: denn die tiefe Bindung… die fehlt ihnen. Um diese Leere auszugleichen, betäuben sie sie: mit Arbeit. Extremsport. Mit Alkohol. Das sind die gängigsten Coping-Mechanismen – die Ablenkungsmanöver der eigenen Psyche, um mit innerem Stress “klarzukommen”.

Vermeidende Menschen treffen meist auf Menschen mit…

Bindung prägt uns ein Leben lang

Ängstlicher Bindungsstil (Verlustangst)

… and let the Dance begin…

Vermeidender und Ängstlicher… der toxische Klassiker. Drama, laute Streits, Teller-Werfen, heißer (Versöhnungs)Sex, am Anfang endlose Romantik, “Kämpfen” umeinander, grooooooße Zukunftspläne…

Bis der Ängstliche zu sehr ängstlich ist (“Wo bist Du? Wann kommst Du nach Hause?…) und der Vermeider… das Weite sucht. Bis er oder sie wieder zu weit weg ist… dann beginnt der Tanz von vorne…

Exkurs On-Off

In ausgeprägter Form als On-Off-Situationship findet sich diese Beziehungsdynamik bei den sogenannten “Dualseelen”. Letztlich wird mit diesem Ausdruck diese ungesunde Bindungsdynamik beschrieben. In spirituellen Kreisen wird dieser Ausdruck aus meiner Sicht missbraucht – und Menschen damit in die Hoffnung – und damit in den absoluten Entwicklungsstillstand – getrieben (Er/Sie meldet sich wieder…). Vor lauter Hoffnung (aus einst ungesund erlernter Bindung) klammern sich ängstlich gebundene Menschen im On-Off an den letzten Strohhalm: die Hoffnung. Mit meist traumatischen Folgen bzw. einer kompletten Re-Traumatisierung,

In “normalen” Beziehungen zwischen Vermeider und Ängstlichem kann es so aussehen: Es gibt wenig Nähe oder auf Nähe erfolgt (starker) Rückzug (“viel zu tun”). Oftmals gleichen diese Beziehungen einer GmbH, mit klaren Zuständigkeiten und Pflichten. Gehört habe ich auch schon Ausdrücke wie: “Jeder macht so seins.” oder “Sie stört mich nicht.”

Der ängstliche Partner ist meist der, der Dinge sofort klären will oder Bestätigung möchte (“Liebst Du mich noch?” “Findest Du mich attraktiv?”). Er ist zutiefst verunsichert und spürt meist seinen eigenen Wert nicht. Er fühlt meist sehr tief und klammert sich an den Partner.

A B E R !

In dieser Beziehungsdynamik ist das Ängstliche die eine Seite der Medaille – und das Vermeidende die andere… deshalb ziehen sich diese beiden auch magisch an…

Das heißt: BEIDE sind vermeidend UND ängstlich zugleich. Jeder lebt eine Seite der Medaille. Die sich auch drehen kann…

Zum Beispiel wenn der Ängstliche auf einmal (zum Beispiel durch ein Coaching oder durch eigene Therapie) “stark und unabhängig” wird und sich entwickelt und damit sicherer und freier wird. Dann ruft das die tiefer liegenden Ängste des Vermeiders auf den Plan, der nun zum (klammernden und eifersüchtigen) Ängstlichen wird. Die Chance ist ja jetzt real, dass der Ängstliche vielleicht “weg” sein könnte und ihn nicht mehr “braucht”.

Die Wunde der beiden – ist dieselbe. Sie wird nur jeweils anders ausgelebt.

Desorganisierter Bindungsstil

Diese Art der Bindung wurde als Klassifikation erst viel später zu den Bindungsstrategien hinzugefügt. Sie ist die mit 10 – 15% am wenigsten verbreitete Art der Bindung. Hier reagieren Babies und kleine Kinder völlig “merkwürdig” (Schreien, wenn sie gehalten werden oder laufen zu den Eltern und im Laufen bleiben sie mit leerem Gesicht stehen – erschrecken und frieren ein).

Die Bindungspersonen sind gleichzeitig Schrecken und Schutz für das Kind. Diese Art der Bindung ist traumatisch und entsteht in 80% durch emotionalen und/oder körperlichen Missbrauch oder Gewalt des Partners gegen ein Elternteil.

Die späteren Erwachsenen haben meist mit Posttraumatischen bzw. Komplexen Posttraumatischen Belastungen zu kämpfen. Im ungünstigsten Fall kann sich eine sogenannte Borderline-Störung entwickeln.

Bindungsstile erkennen_Paartherapie mit Christine Rudolph in Palma

Bindungsstile waren einmal Schutzstrategien

Bindungsstile, die wir als Erwachsene aufweisen, haben ihre Wurzeln in unserer Kindheit und waren ursprünglich Schutzstrategien, die uns dabei halfen, in unserer Umwelt zu überleben und zu gedeihen.

Die Schutzstrategien, die zu unterschiedlichen Bindungsstilen führen, sind vielfältig und komplex. Sie entstehen als Reaktion auf die Art und Weise, wie primäre Bezugspersonen (meist die Eltern) auf die Bedürfnisse eines Kindes reagieren.

  • Sichere Bindung: Kinder, deren Bedürfnisse konsequent und liebevoll erfüllt werden, entwickeln in der Regel einen sicheren Bindungsstil. Ihre Schutzstrategie besteht darin, offen für Nähe und Unterstützung zu sein, weil sie gelernt haben, dass andere zuverlässig und hilfreich sind.
  • Vermeidende Bindung: Kinder, die wenig oder keine Reaktion auf ihre Bedürfnisse erfahren, können eine vermeidende Bindungsstrategie entwickeln. Ihre Schutzstrategie besteht darin, Unabhängigkeit zu betonen und emotionale Distanz zu wahren, um Enttäuschung oder Ablehnung zu vermeiden.
  • Ängstliche Bindung: Kinder, deren Bezugspersonen inkonsistent auf ihre Bedürfnisse reagieren, können eine ängstliche Bindungsstrategie entwickeln. Sie neigen dazu, übermäßig anhänglich und besorgt zu sein, dass andere sie verlassen könnten. Ihre Schutzstrategie besteht darin, ständig nach Bestätigung und Sicherheit zu suchen, um Abweisung oder Vernachlässigung zu vermeiden.
  • Desorganisierte Bindung: Kinder, die traumatische oder beängstigende Erfahrungen mit ihren Bezugspersonen gemacht haben, können eine desorganisierte Bindungsstrategie entwickeln. Sie können widersprüchliche Verhaltensweisen zeigen, weil sie sowohl nach Nähe suchen als auch diese fürchten. Ihre Schutzstrategie kann darin bestehen, Unvorhersehbarkeit und Chaos als Mittel zur Bewältigung von Unsicherheit und Angst zu nutzen.

Diese Schutzstrategien sind in der Kindheit oft wirksam, können aber im Erwachsenenalter jedoch zu Herausforderungen in Beziehungen führen, wenn sie nicht erkannt und angegangen werden.

Singles: Wie kann ich heilen – und sicher in der Bindung werden?

Nach dem Ende einer Beziehung kann es eine Herausforderung sein, sich wieder aufzurappeln – und vielleicht endlich! den Weg in die eigene Heilung zu finden. Wenn die Beziehung durch Unsicherheiten und Instabilitäten geprägt war, die abhängig und sogar süchtig machen – ist der Weg doppelt so weit. Als Erstes muss die Sucht überwunden werden.

Wichtig ist: Das Ende ist (D)eine Chance. Es ist vielleicht eine große Enttäuschung – und somit das Ende der Täuschung.

Zeit für Wachstum und Veränderung – indem Du Deinen eigenen Anteil an dieser Beziehung erkennen kannst. Durch das Bewusstsein und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Bindungsstil kannst Du beginnen, alte Wunden zu heilen und gesunde Beziehungsmuster zu etablieren.

Dieser Prozess erfordert Zeit, Geduld und oft professionelle Unterstützung, aber das Ergebnis – eine sicherere Bindung und die Fähigkeit, erfüllendere Beziehungen aufzubauen – ist es allemal wert.

Sei dankbar – für diese Chance (die Du ansonsten vielleicht nie entdeckt hättest…).

Und jetzt? Gibt es die ersten Schritte:

  • Baue Deinen Kokon: Alleinsein ist wichtig für Deine Heilung. Hier kümmerst Du Dich nur um Dich selbst. Du lernst, was Dir wichtig ist und was genau Du brauchst, um entspannt zu leben
  • Setze Grenzen: Was fühlt sich nicht gut für Dich an? Lass es. Welche Art von Menschen möchtest Du nicht mehr in Deinem Leben haben? Verabschiede sie. Es ist wichtig, daß Du lernst, Deine Grenzen zu kennen – und zu kommunizieren.
  • Lerne Vertrauen und Kommunikation: Vertraue Dir. Vertraue langsam einem anderen Menschen. Langsam. Sag, was Du willst – und was nicht.

Dein Nervensystem darf lernen, daß Drama nicht gleich “große Liebe” ist. Es darf lernen, daß Deine “Sucht nach Drama” nur Eines zeigt: Emotionale Abhängigkeit. Diese Strategie darfst Du durchbrechen – und lernen, daß Dinge wie…

  • für Dich selbst gesund einkaufen
  • nahrhaft kochen (Dich nähren)
  • Dich um Deine Pflanzen kümmern
  • spüren, welcher Sport Dir gut tut – und Zeit dafür einrichten
  • ein wenig malen und kreativ sein
  • ein Coaching oder eine Therapie beginnen – und diese Begleitung geniessen
  • mit Dir ganz allein sein, schreiben, lesen und die kleinen Dinge wahrnehmen…

… Dir einfach gut tun und Ruhe und Entspannung bringen.

Erst dann… wenn Du völlig zufrieden mit Dir und Deinem Leben bist… wenn Du die Zeit mit Dir selbst geniesst… wenn Du frei von “Brauchen” bist (“Ich brauche jemanden, um glücklich zu sein…”)… erst dann… bist Du – ganz langsam – bereit für eine neue Verbindung.

Oft habe ich Klienten, die aus so einem “Drama-lastigen” Desaster kommen und fragen: Wann lerne ich jemand Neues kennen? ich kann nur sagen: dann, wenn Du aus Deinem Karussell ausgestiegen – und geheilt bist (ansonsten wirst Du wieder Drama anziehen… for sure). Und das kann ein wenig dauern…

Paare: Wie kommen wir aus dem Drama – und ändern unsere Bindungsdynamik auf “sicher gebunden?

Lebt man zusammen, wird das mit der Heilung schon etwas komplexer. Mit Bewusstsein, Engagement und oft professioneller Unterstützung können Paare aus dem Drama aussteigen – den Teppich der kleinen und großen Geheimnisse lüften – und ihre Bindungsdynamik hin zu einer sichereren Bindung verändern.

Eine sichere Bindung und offene Kommunikation ermöglichen es, einander zu unterstützen, Konflikte konstruktiv zu lösen und eine tiefere, erfüllendere – und echte Verbindung – aufzubauen.

Wie könnt ihr aus dem Drama aussteigen? Sind beide Partner auf derselben Linie: perfekt! Aus meiner Praxis kann ich nur einen Tipp geben: Holt Euch einen PaarTherapeuten oder PaarCoach. Wieso? Weil man selbst einfach zu sehr “drin hängt” – und der Blick von Aussen fehlt. Ich empfehle immer persönliches Coaching für beide Partner separat plus ein PaarCoaching über einen individuellen Zeitraum.

  • Starte Dein persönliches Coaching
  • Starte Euer PaarCoaching

Hier lernt ihr u.a.: Bewusstsein und Verständnis, Kommunikation, Vertrauen und Sicherheit.

Dies sind elementare Elemente – und meist sind sie in verschiedenen Bindungsstilen “falsch gelernt” worden. Das darf ver-lernt und neu gelernt werden.

Ich wünsche Dir – und Euch – wunderbare Erkenntnisse auf dem Weg.

Christine

Ich unterstütze Dich – und gerne auch Euch als Paar – individuell online und vor Ort hier in Palma.