Ob ich in den Social Media-Feeds scrolle, die Nachrichten ansehe oder mit Menschen spreche: Gewalt ist an der Tagesordnung – und für viele Menschen schon “ganz normal” geworden. “Ist eben so”. Es wirkt, als ob das Virtuelle an sich – eine Art der Pseudo-Nähe, aber auch der großen Anonymität – die Gewaltbereitschaft steigert. Mit Gewalt ist Vielerlei gemeint: in erster Linie meine ich die psychische Gewalt und Manipulationen, die offensichtlich ihre Hoch-Zeit erleben.

Die Gesellschaft und der Umgang miteinander – grundsätzlich und natürlich nach Ländern unterschiedlich – ist weltweit erkrankt – aus den Fugen geraten. Das große System ist krank geworden – und die Krankheit schreitet immer weiter voran, weil die falschen Mittel gewählt werden, um sie zu heilen.

Will man sie überhaupt “heilen”? Oder ist es vielleicht sogar profitabel in diesem System, daß Menschen sich gegenseitig bekämpfen und Angst haben?

Nun könnte man sagen: Gewalt gab es doch schon immer: Ein paar durchgeknallte Leute, die gewalttätig waren. Das ist sicherlich richtig, aber so einfach ist es dann auch nicht. Oder: einfach eigentlich schon. Aber es ist zu oberflächlich gedacht. Woher kommt überhaupt Gewalt? Und was ist dann das Prinzip der Gewaltlosigkeit?

Gewalt wird vererbt und weitergegeben

Stell Dir einmal Kinder vor, wie sie ganz unbefangen spielen und fröhlich sind. Egal, wo auf der Welt. Sie haben Spass und alles ist wunderbar. Sie ent-falten sich – wortwörtlich, wie ein schöner Schmetterling. Jedes Kind hat dabei eigene Vorlieben. Eines malt gerne, das andere singt, das dritte tanzt. Und drückt sich damit aus.

Und plötzlich – kommt ein Verbot: tanzen darf das Kind nicht mehr, malen auch nicht. Stattdessen langweilige Sachen machen. Und wenn es das nicht tut, gibt es Strafen. Wenn das lange Zeit so geht, wird das kleine Wesen immer mehr frustriert. Es zeigt die Frustration wahrscheinlich nicht mehr, denn dann folgen wieder Strafen.

Aus dem schönen bunten Schmetterling… wird irgendwann ein eintöniger und un-bunter Falter. Grau. Wie alle anderen Falter auch.

Das kleine Wesen – es passt sich an (das nennt man Konditionierung). Und macht langweilige Sachen. Und innerlich… ist es eines: wütend! Und hinter der Wut steckt: die Trauer.

Es denkt sich: Wenn ich groß bin, dann mache ich alle die schönen bunten Dinge…!

Und dann ist es groß. Bunt? Keine Chance. Die geplante Karriere, die ist nicht bunt. Die folgt einem Weg. Und wehe, Du scherst aus! Dann ist´s vorbei! Mit der Karriere.

Oder aber stell Dir vor, die Kinder spielen – und jedes Kind hat seine Vorliebe und Kreativität: tanzen, singen, malen. Und nun kommt jemand und sagt dem Kind, daß tanzen und malen völlig daneben ist und man diese Menschen mit diesen Vorlieben hassen und bekämpfen muss. Das Kind wird erst skeptisch sein, dann aber -weil alle anderen auch so denken – mit einschwenken. Die ehemaligen Freunde – werden zu Feinden. Denn sie sind anders. Sie lieben es zu malen. Und zu tanzen. Nun sind sie sozial ausgegrenzt.

Es sei denn, sie passen sich an. Und singen nun. Dann liegt ihnen zwar nicht, aber sie haben keine andere Wahl. Sie möchten dazugehören. Eine menschliches Grundbedürfnis.

Soziale Ausgrenzung ist Gewalt.

Depression oder Rebellion

Oftmals habe ich Menschen wie diese in meiner Praxis. Depressiv. Traurig. “Alles gut” – kommt auch oft. Mit dem Nachsatz: “Muss ja.” Die Wut – wurde weggedrückt – denn SIE DARF NICHT SEIN! Sie ist sozial der Supergau. So wie früher auch schon nicht.

Oder, aber das sind Menschen, die sehr mutig sind (aber nicht weniger sensitiv) – Menschen gehen – unbewußt – einen anderen Weg: den der Rebellion. Sie werden zum “Schwarzen Schaf” in der Familie. In der Gesellschaft. Machen Dinge einfach anders. Trauen sich. Vielleicht gehen sie aber noch weiter: Sie gehen in die Gewalt. Die unterdrückte Wut verschafft sich Gehör. Meist in unpassendem Kontext. Vielleicht auch schon kriminell.

Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen.

Isaac Asimov

Gewalt im täglichen Leben

“Unfähig” möchte ich hier als “keine andere Strategie wissend” übersetzen. Haben wir also Stress mit einer Situation, die uns überfordert, greifen wir instinktiv auf uns bekannte Strategien zurück. Oftmals denken wir ja selbst, wir sind nicht gewaltvoll – und dann schreien wir unseren Partner an. Oder das Kind. Auch das – ist Gewalt. Es ist – unsere gelernte Strategie unter Stress.

Was alles noch zählt zur Gewalt dazu?

Gesichter der Gewalt

  • Jemanden anschreien
  • Vorwürfe machen
  • Beleidigungen
  • Drohungen
  • jemanden “runtermachen” oder herabsetzend bewerten
  • Soziale Ausgrenzung in jeder Form
  • passiv-aggressives Verhalten (Silent Treatment / Ghosting / höhnische Kommentare / Sarkasmus)
  • Manipulation
  • Bossing
  • Mobbing
  • Benching

All das… ist Gewalt. Und zwar in höchstem Masse! Ist Dir das bewußt?

Wieso machen Menschen es dann?

Die erste Antwort ist: Weil sie es nicht anders gelernt haben. Vielleicht wurde es ihnen schon so vorgelebt. Und wurde über Generationen so weitergegeben (Quasi: Wenn ich manipulativ bin, dann erreiche ich mein Ziel.) oder aber es liegt ein Trauma darunter, mit welchem Menschen klar kommen mussten – und haben dafür Strategien entwickelt, um ihr Nervensystem wieder zu “beruhigen” (wenn ich herumschreie, sind die anderen ruhig – und ich habe die Kontrolle – und Macht!). Auch diese Traumata werden so unbewußt an die nächste Generation weitergegeben.

Wenn man selbst dieses Rad nicht stoppt, geht Gewalt (bewußt und unbewusst) immer weiter…

Gewalt ist der Notrufknopf

Wendet jemand Gewalt an, weiß er sich meist nicht anders zu helfen – letztlich ist es ein Hilfeschrei. Ein “Bitte sieh mich doch” und ein Schrei nach Angenommensein und Liebe. Gewalt hat meist etwas mit Eigenmacht zu tun. Gesunde Wege der eigenen “Macht” sind zum Beispiel, wenn jemand seinem Inneren Sein Ausdruck geben kann: ein Künstler malt zum Beispiel. Dann ist er in Harmonie mit sich. Sein Nervensystem in Kontrolle. Er ist angenommen. Ein Teil der Gesellschaft. Das beruhigt unser Nervensystem ungemein.

Wurde diesem Menschen die “Eigenmacht” genommen – dann schafft sie sich nun (ungesund) Raum. Dieser Mensch – sein gesamtes System – ist in Not. Es muß die Kontrolle (wieder) herstellen. Wenn nötig, mit Gewalt. Ein Teufelskreis.

Gewalt ist allgegenwärtig - Raus aus der Angstspirale

Die Rolle des Ego´s

Das Ego – also der Teil in uns, der uns einerseits ermöglicht, uns als eigenständige Individuen wahrzunehmen – wächst förmlich über sich selbst hinaus, wenn wir dadurch meinen, “besser” als andere zu sein. Dadurch trennen wir uns von allem anderen – und auch von uns selbst – ab. Wir werden zu unserem Ego – weg vom “Alles ist eines”-Konzept und weg vom “Wir gemeinsam”.

Macht, Angst und Kontrolle im Gesellschaftssystem: Opfer-Täter-Dynamik per excellence

Das große Thema und – aus meiner Sicht – eklatantes Problem – gesellschaftlich gesehen – ist das sehr auf Macht und Kontrolle ausgelegte (Patriarchale) System. Angst ist ein wunderbares Tool, um Menschen “funktionieren” zu lassen. Angst – das Gegenteil von Liebe – ist ein mächtiges Werkzeug. Natürlich hat dies immer zwei Seiten: einmal die Angst, die Menschen schon in sich tragen (von erfahrenen Wunden, Traumata und ganz archaische Ängste als Mensch) und zum anderen die Angst, die zusätzlich geschürt wird.

So wird auf die eigenen Grundängste und vielleicht erfahrenen Wunden noch eine nächste Schicht Angst oder sogar (re)traumatisch erlebte Situationen – draufgelegt.

Also zum Beispiel die Drohung als angstmachendes Moment: “Wenn Du nicht…, dann…” Natürlich macht so eine Aussage erstmal Angst. Wichtig ist, zu erkennen: sie ist hochmanipulativ (= gewaltvoll).

Haben Menschen ihre eigenen und ganz individuellen Angstprogramme nicht angesehen und bearbeitet, werden a) diese Menschen entweder selbst zu “Tätern”, indem sie Angst verbreiten (und so von ihrer eigenen Angst ablenken) oder b) zu “Opfern”: die äußeren Angstprogramme greifen.

Handeln aus Angst ist immer ein Handeln unter Zwang. Immer unfrei. Gefährlich ist es, wenn uns das selbst noch nicht einmal bewußt ist. Denn dann… haben angstmachende Dinge einfach die Oberhand.

Befreie Dich aus gewaltvollen Strukturen

Liebe. Die einzige Antwort

Menschen, die das Leben lieben, sind nicht voller Gewalt. Menschen, die an ihren Themen arbeiten, sich immer wieder selbst reflektieren, die sind nicht gewaltvoll. Weil ihn ihnen ein Aspekt ganz groß ist: die Liebe.

Sie mögen ebenso Ängste haben. Aber sie sind sich ihnen bewusst. Und: sie haben sie reflektiert. Denn Leben besteht grundsätzlich aus diesen zwei Polaritäten: Angst oder Liebe.

Die erste Liebe ist die zu sich selbst.

Die Liebe zu sich selbst

Wenn man sich selbst liebt, kannibalisiert man sich nicht. Treibt keinen Raubbau an sich – mit Alkohol-Missbrauch, zu viel Sport, zu viel xyz. All das – dieses “zu viel” ist letztlich ein Mittel, um Angst wegzudrücken, Gefühle nicht zu spüren. Aber ist das den Menschen in diesem Moment bewußt? Wahrscheinich nicht.

Die Liebe zu allen Dingen und Tieren und der Natur

Jemand, der liebt, wirft kein Papier auf die Wiese oder schmeißt leere Flaschen in die Natur oder vergiftet Tiere.

Liebe zum Leben

Jemand, der ein Liebender ist, der freut sich an der Natur, am Leben, an den blühenden Blumen, an singenden Vögeln, an blauem Himmel, an Regen, am Duft von frischem Gras, an einem feinen Kaffee…

Liebe ist Lebendigkeit

Angst ist Starrheit. Korsett. Ich nutze den Ausdruck der Box ganz gerne. Ein quadratisches Etwas, was Dir Deine künstlichen Grenzen vorgibt. Hier können keine Flügel wachsen.

Gewaltlosigkeit – aus der Weisheit des Yoga

Gewaltlosigkeit – Ahimsa – ist das erste Konzept der sogenannten Yamas aus dem 8-stufigen Pfad des Yoga (Patanjalis Yoga Sutra). Yamas beinhalten die Prinzipien, wie Menschen mit ihrer Umgebung umgehen. Und zu diesem Prinzip gehört die Gewaltlosigkeit, gleich an erster Stelle.

Ahimsa als Prinzip beschreibt das Verbundensein von allem. Die Natur, die Menschen, Firmen, Familien. Alles ist mit allem verbunden. Das wird besonders deutlich, wenn man am Meer ist: Ein Tropfen des Wassers ist gleichzeitig das gesamte Meer (= viele Tropfen). Und ein Körnchen Sand ist der gesamte Strand (= viele Körnchen).

Auf mich hat es eine Wirkung, wenn jemand lächelt. Auf der Straße, einfach so. Der Tag ist ein ganz anderer, als wenn alle Menschen griesgrämig durch die Gegend laufen. Das Prinzip vom Ich (Ego) zum Wir (Was kann ich zum Ganzen beitragen und die Welt schöner machen?). Wenn ich mir diese Fragen täglich stelle bzw. sie so in mich aufgenommen habe, daß ich automatisch danach handle, dann bin ich nicht gewaltvoll – das kann ich dann gar nicht, weil es Wesen und Sachen schützt, egal ob Tier, Pflanze oder Mensch – oder “Dinge”.

Ein Mensch der sich nicht ausdrücken darf, wird grau.

Schmetterlinge werden in Freiheit gemacht

Gewaltfrei leben: Geht das überhaupt? Schliesslich ärgert uns alle mal etwas, werden lauter – oder uns rutscht ein aggressives Wort heraus. Und unabsichtlich treten wir zum Beispiel sehr wahrscheinlich sehr oft auf Ameisen – lebendige Wesen. Sind wir damit gewaltvoll?

Unsere Intention entscheidet. Die Frage ist: Was ist mein Antrieb? Welche Intention lässt mich handeln?

Möchte ich authentisch und reinen Gewissens liebevoll (= Intention) sein, dann entschuldige ich mich bei meinem Gegenüber und sage, welches eigene Gefühl ausschlaggebend für meine heftige Reaktion war. So kann ich Raum geben und ein Gespräch beginnen (statt sich zu bekämpfen).

Nehme ich ein Messer – und bin Arzt – handle ich höchstwahrscheinlich aus der Intention, jemandem zu helfen. Ein Mensch, der anderen Menschen mit dem Messer schaden will – hat eine komplett andere Intention.

So auch in einer Beziehung: Strafe ich den anderen ab, mit Ghosting oder einem Silent Treatment (beides hoch-manipulativ und im Kind-Ich), nach einem Streit? Oder finden wir eine Ebene für ein Gespräch?

Wie gehe ich in einem Unternehmen mit Mobbing um? Lasse ich es, als Vorstandsvorsitzender, geschehen, so nach dem Motto: “Das sortiert sich von allein aus.”? Ist das meine Firmenkultur, die ich möchte? Oder finde ich einen Weg des liebevollen Miteinanders auf Firmenebene?

Jeden Tag passiert unglaublich viel an Gewalt. Dabei ist das, was wir gemeinhin als gewaltvoll sehen (Mord, Totschlag etc.) gar nicht “alles”. Gewalt geht noch viel tiefer und ist jederzeit präsent: Beschimpfungen auf Social Media, hinter dem Rücken der Kollegen lästern, Ghosting durch einen potenziellen Partner, Mobbing als Firmenkultur, Bossing als Ego-Booster, Silent Treatment nach einem Streit – über Wochen… und die Liste ist nicht vollständig.

Was also ist Deine echte, wahre, unverfälschte Intention – jeden Tag, in jeder Minute?

Dann erst – mit dem Bewusstwerden darüber – und der persönlichen Selbstreflexion – dann erst… ist Gewaltlosigkeit möglich. Mit Bewusstsein, Intention der Liebe, dem Reflektieren der eigenen Ängste.

Von Innen nach Außen. Immer.

Wenn Du magst, begleite ich Dich. Buche Dir hier einen Termin zum ersten Kennenlernen.

Ich freue mich auf Dich.

Christine